10 Gründe warum ein Scrum-Team aus Freelancern scheitern wird!

Ein Scrum-Team aus guten Freelancern zusammen stellen – was könnte da schon schief laufen?

Schließlich muss ein Team aus sehr guten Personen doch auch sehr gut performen, oder???

Sage mir, woran du mich misst, und ich sage dir, wie ich mich verhalten werde.

In der Regeln nach drei Monaten, spätestens nach sechs Monaten steht bei den meisten Freelancern die Vertragsverlängerung an.
Entsprechend passen Freelancer ihr Verhalten an diesen Zyklus an.

Welche Freelancer sind erfolgreich?

Wer wird als Freelancer beauftragt? Meiner Erfahrung nach sind das nicht unbedingt die besten Entwickler.
Oft genug sind es die guten Verkäufer (Selbstdarsteller?) und Menschen mit ausgesprochen gutem Netzwerk.

1. Nach der Vertragsverlängerung ist vor der Vertragsverlängerung

Jeder Freelancer lebt in einem 3/6-Monats-Zyklus von Verlängerung zu Verlängerung. Der Kunde muss immer zufrieden sein. Jeder Freelancer muss sich laufend beweisen, um die Verlängerung zu erhalten.

Kurzfristiges „beweisen“ ist daher Prio 1 für jeden Freelancer. Langfristige Entwicklungen und der „Dienst am Team“ müssen entsprechend hinten anstehen.

2. Niemand hat Zeit und Lust auf unsichtbare/undankbare Tätigkeiten

In jedem guten Scrum-Team gibt es die eher unscheinbaren Personen, die durch Fleiß und sorgfältige Arbeit das Team produktiv halten. Es gibt jede Menge unsichtbarer aber essenzieller Tätigkeiten, die unbedingt erledigt werden müssen.

Wer kümmert sich um die Dokumentation und testet den Code?
Wer führt sorgfältige und hilfreiche Code Reviews durch?
Wer kümmert sich um das Build Management und löst die Probleme?
Wer unterstützt die anderen Team-Mitglieder bei deren Tätigkeit und Problemen?
Wer hilft dabei die Kommunikation im Team zu optimieren?

Typischerweise wird keine dieser Tätigkeiten nach Außen hin deutlich sichtbar.

3. Alpha-Tiere unter sich

Der typische Freelancer tritt selbstbewusst auf und ist es gewohnt Dinge zu entscheiden und voran zu treiben. Warum sonst sollte das Risiko und die Herausforderungen der Selbständigkeit auf sich genommen werden?

Es ist leicht auszumalen, wie gut ein Team harmoniert, wenn es aus lauter (zumindest gefühlten) Alpha-Tieren besteht.

4. Freelancer haben wenig langfristige Erfahrungen

Die meisten Tätigkeiten von Freelancern sind kurzfristiger Natur. Entsprechend kennen viele Freelancer die langfristigen Folgen ihrer Entscheidungen nur aus der Ferne.

Erfahrung entsteht nicht durch das Wiederholen der selben Fehler und das Weiterziehen zum nächsten Projekt. Erfahrung entsteht durch das „Ausbaden“ von und Lösen von Fehlern, die sich erst im Nachhinein als Fehler herausstellen.

5. Freelancer verstehen „alte Projekte“ nicht

Durch das kurzfristige Engagement kennen Freelancer die Nöte und Schwierigkeiten von alten Projekten mit den ganzen Implikationen nicht. Freelancer sind oftmals gut darin neue Dinge zu entwickeln.
Wenn es aber um das Thema Migration alter Daten geht, hört die Erfahrung oftmals aus.

Das typische 80%/20%-Phänomen tritt auf. Die ersten 80% der Umsetzung verlaufen einwandfrei. Und bevor es dann ans Eingemachte geht, ist der Freelancer bereits beim nächsten Kunden aktiv…

6. Kontinuität fehlt

Ein Scrum-Team lebt zu sehr hohem Maße davon, dass das Team an sich funktioniert. Es geht dabei nicht nur um Know-How und Abläufe. Sondern auch um die Chemie und das Vertrauen im Team selbst.
Jeder Änderung am Team erfordert eine „Rekalibrierung“ des Teams.

Mit jeder Personaländerung im Team sinkt die Produktivität im Team für eine gewisse Zeit.

Je mehr Freelancer in einem Team sind, desto größer ist die Fluktuation im Team.

7. Keine gemeinsame Kultur

Jedes Unternehmen entwickelt – bewusst oder unbewusst – eine eigene Kultur. Die Menschen im Unternehmen teilen diese Kultur und passen sich dieser im Laufe der Zeit immer mehr an.

Jeder Freelancer bringt seine eigenen Vorstellungen und Werte bezüglich der Projekt-Kultur mit. Entsprechend dauert es länger bis sich das Team „findet“.

8. Unehrliche Retrospektive („alles super!“)

Um in der Retro (halbwegs) ehrlich miteinander sein zu können, ist ein sicheres Umfeld notwendig. Wenn die nächste Vertragsverhandlung direkt vor der Tür steht, fällt es schwer ehrlich zu sein.
Solche Retros sind daran zu erkennen, dass nur Positives geäußert wird. Höchstens über die Umstände und externe Dinge außerhalb des Einflusses des Teams wird negativ berichtet.

9. Wenig Identifikation mit dem Team bzw. dem Ziel des Teams

Jeder Freelancer ist per Definition Einzelkämpfer. Durch die Kurzfristigkeit der Tätigkeit ist eine Identifikation mit dem Team bzw. dem Ziel des Teams quasi unmöglich.
Ohne diese Identifikation mit dem gemeinsamen Ziel ist eine optimale Zusammenarbeit sehr schwer.

10. Wissenverlust

Die Fluktuation sorgt für beträchtlichen Wissensverlust. Dieser wird dadurch verstärkt, dass die Freelancer das langfristige Ziel des Projektes nicht teilen. Entsprechend steht der schnelle Erfolg und weniger die langfristige Qualität im Vordergrund.

Die Alternative?

Ein Team aus Freelancern wird nur in den seltensten Ausnahmefällen gut funktionieren. Im Prinzip bleiben nur zwei Alternativen:

  • Eigenes Team aufbauen
  • Komplettes Team engagieren

Komplettes Scrum-Team engagieren

Ein fertiges Team zu engagieren hat viele Vorteile:

  • Das Team ist bereits eingespielt und hat die unproduktive „Findungs-Phase“ bereits hinters ich
  • Das Team ist stabil und die Mitglieder haben ihre Rollen gefunden
  • Die Team-Mitglieder haben Sicherheit innerhalb des Teams und können entsprechend offen und ehrlich agieren
  • Das Team verfolgt gemeinsam ein Ziel und kann sich damit gemeinsam identifizieren
  • Das Team hat eine eigene Kultur entwickelt
  • Alle im Team haben ein persönliches Interesse am Erfolg des Gesamt-Projekts